Jeder der vier Veden postuliert in einer seiner Upanishaden, dass unser innerster Wesenskern, unser Selbst, eins ist mit Brahman, dem höchsten Selbst. Der Weg der Erkenntnis führt zur Erfahrung der Einheit des Selbstes mit Brahman.
Als Maha Vakya werden diese vier großen Aussagen benannt.
Sama, Chandogya Upanishade – tat tvam asi – Das bist du.
Yajur, Brihadaranyaka Upanishade – aham brahmasmi – Ich bin Brahman.
Atharva, Mandukya Upanishade – ayam atma brahma – Dieses Selbst ist Brahman.
Rig, Aitareya Upanishade – prajnanam brahma – Brahman ist Bewusstsein.
Brahman ist das allem Innewohnende, das Numinose, das Absolute, das Ewige, das Unbenennbare, das nur in der Verneinung Beschreibbare – nicht dieses, nicht jenes – neti neti.
Da der Mensch in der Regel lieber etwas ‚Vorstellbares‘ anbetet benennen die Veden Brahman als saguna – mit Form – und nirguna – formlos. Brahman saguna ist verbunden mit der Vorstellung eines persönlichen Gottes, bei Brahman nirguna ist es der unpersönliche Gott, Gott ist Geist.
Der Poet Tulsidas meint dazu – Man opfert nicht gern etwas Gestaltlosem, weil niemand sich vorstellen kann, dass dieses ‚Nichts‘ sich an einem Opfer erfreuen wird.
Nachfolgend die Texte in den jeweiligen Upanishaden.
Chandogya Upanishade VI.12.1 – 3
„Hole mir dort von dem Nyagrodha-Baume eine Frucht.“
„Hier ist sie, Ehrwürdiger.“
„Spalte sie.“
„Sie ist gespalten, Ehrwürdiger.“
„Was siehest du darin?“
„Ich sehe hier, o Ehrwürdiger, ganz kleine Kerne.“
„Spalte einen von ihnen.“
„Er ist gespalten, Ehrwürdiger.“
„Was siehest du darin?“
„Gar nichts, o Ehrwürdiger.“
Da sprach er: „Die Feinheit, die du nicht wahrnimmst, o Teurer, aus dieser Feinheit fürwahr ist dieser große Nyagrodhabaum entstanden. Was jene Feinheit [Unerkennbarkeit] ist, ein Bestehen aus dem ist dieses Weltall, das ist das Reale, das ist die Seele, das bist du, o Shvetaketu!“
VI.13.1 – 3
„Noch weiter, o Ehrwürdiger, belehre mich!“ sprach er.
„So sei es“, sprach er.
„Hier dieses Stück Salz lege ins Wasser und komme morgen wieder zu mir.“
Er tat es.
Da sprach er: „Bringe mir das Salz, welches du gestern Abend ins Wasser gelegt hast.“
Er tastete danach und fand es nicht, denn es war ganz zergangen.
„Koste davon von dieser Seite! Wie schmeckt es?“
„Salzig.“
„Koste aus der Mitte! Wie schmeckt es?“
„Salzig.“
„Koste von jener Seite! Wie schmeckt es?“
„Salzig.“
„Laß es stehen und setze dich zu mir.“
Er tat es [und sprach]: „Es ist immer noch vorhanden.“
Da sprach jener: „Fürwahr, so nimmst du auch das Seiende hier [im Leibe] nicht wahr, aber es ist dennoch darin. Was jene Feinheit [Unerkennbarkeit] ist, ein Bestehen aus dem ist dieses Weltall, das ist das Reale, das ist die Seele, das bist du, o Shvetaketu!“
Komplett im Original: 12koerbe.de/hanumans/cha-6(punkt)htm#tat%20tvam%20asi
Brihadaranyaka Upanishade I.4.10
Wahrlich, diese Welt war am Anfang Brahman, dieses wusste allein sich selbst. Und es erkannte: „Ich bin Brahman!“ – Dadurch ward es zu diesem Weltall.
Komplett im Original: 12koerbe.de/hanumans/brhad-1(punkt)htm#Viertes
Mandukya Upanishade I.2
Denn dies alles ist Brahman, Brahman aber ist dieser Âtman (die Seele), und dieser Âtman ist vierfach.
Komplett im Original: 12koerbe.de/hanumans/mandukya(punkt)htm
Aitareya Upanishade III.3
… alles dieses ist vom Bewußtsein gelenkt, im Bewußtsein gegründet; vom Bewußtsein gelenkt ist die Welt, das Bewußtsein ist ihr Grund, das Bewußtsein ist Brahman!
Komplett im Original: 12koerbe.de/hanumans/aitareya(punkt)htm