Den Geist unter Kontrolle zu bringen, um die Einheit von Atman und Brahman zu erlangen, ist der Grundtenor aller Weisheitstexte. Der unruhige Geist ist mit ein Grund für das Verbleiben im Kreislauf von Geburt und Tod, Samsara. Der Geist hangelt sich von einem Sinnesobjekt zum anderen, den wahren Sinn des Daseins vergessend.
Der Körper ist der Wagen, das Selbst ist der Herr des Wagens, der Verstand ist der Wagenlenker, das Denken sind die Zügel, die Sinne sind die Pferde, die Sinnesobjekte sind die Rennbahn. Die Katha Upanishade drückt dies in I.3.3 – 9 wie folgt aus.
Ein Wagenfahrer ist, wisse, der Atman,
Wagen ist der Leib,
den Wagen lenkend ist Buddhi,
die Sinne, heißt es, sind Rosse,
die Sinnendinge ihre Bahn;
aus Atman, Sinnen und Manas,
das Gefügte «Genießer» heißt.
(Der Atman ist das Selbst, Buddhi ist der Verstand,
Manas ist der Geist im Sinne von Denken und Wünschen.)
Wer nun besinnungslos hinlebt,
den Manaszügel ungespannt,
des Sinne sind unbotmäßig,
wie schlechte Rosse ihrem Herrn.
Doch wer besonnen stets hinlebt,
den Manaszügel wohlgespannt,
des Sinne bleiben botmäßig,
wie gute Rosse ihrem Herrn.
Wer nun besinnungslos hinlebt,
unverständig, unlautern Sinns,
der kommt nicht zu dem Ort jenseits,
im Samsara verstrickt er bleibt.
Doch wer besonnen stets hinlebt,
verständig und mit lauterm Sinn,
der gelangt zu dem Ort jenseits,
von wo keine Geburt mehr ist.
Wer mit Besonnenheit lenkte,
mit Manas zügelnd, sein Gespann,
der Mann erreicht des Weges Endziel,
dort, wo des Vishnus höchster Schritt.
(Vishnu hatte einst mit drei Schritten das Universum ‚ausgemessen‘,
gemeint sind Sonnenaufgang, Sonnenhöchststand (höchster Schritt), Sonnenuntergang. Später wude daraus ein Mythos im Zusammenhang mit den Avataren Vishnus, die Sie auf meiner Mythenseite finden. Die drei Schritte beziehen sich auf den Zwerg Avatar.)
Quelle: 12koerbe.de/hanumans/kath(punkt)htm