Für zwischendurch

Mit Herrn Ramachander aus Bangalore habe ich vor langer Zeit einen leidenschaftlichen Blogger kennengelernt. Das eine oder andere Nachdenkenswerte will ich an dieser Stelle veröffentlichen.

Obliegenheiten

Auf der Erde herrschte eine Dürre. Das Leiden von Mensch und Tier war groß.

Für den Regen verantwortlich war Indra und wann immer es regnete erschall Shivas Handtrommel, Sein Damaru. Shiva und Parvati stiegen in Verkleidung hinab auf die Erde, um sich vor Ort ein Bild über die Situation zu machen.

Alles war wie erwartet, der trockene Boden hatte tiefe Risse, das Vieh lag tot in der sengenden Sonne … keine Menschen weit und breit … sie waren dorthin gezogen, wo sie Wasser vermuteten.

Inmitten dieser Szenerie sahen sie einen einsamen Bauern, der sein Feld bestellte. Sie fragten ihn, warum er dies tue, sei doch kein Regen in Aussicht.

Der Bauer sprach: ‚Indra und Shiva ist es gestattet, Ihre Obliegenheiten zu vernachlässigen, Sie sind Götter. Ich bin ein Sterblicher, ich darf mein Feld nicht im Stich lassen, weder bei Regen noch bei Dürre. Keiner wird die Götter verhören, warum Sie nachlässig waren, mich jedoch, mich wird meine Familie zur Rede stellen.‘

Shiva und Parvati waren sprachlos und beschämt über diese Antwort. Shiva beschloss, Seiner Aufgabe sofort nachzukommen und ergriff Seinen Damaru. Shivas Damaru hörend erkannte Indra Seine Torheit und ließ es regnen. Die Dürre hatte ein Ende. (Diese Geschichte hat mir Utkarsh Patel zur Verfügung gestellt.)

In der Einsiedelei eines Weisen lebte eine Maus.

Die Maus hatte Angst vor der Katze.
Sie bat den Weisen, sie zu einer Katze zu machen.
Der Weise sprach: ‚So sei es.‘

Die Katze hatte Angst vor dem Hund.
Sie bat den Weisen, sie zu einem Hund zu machen.
Der Weise sprach: ‚So sei es.‘

Der Hund hatte Angst vor dem Tiger.
Er bat den Weisen, ihn zu einem Tiger zu machen.
Der Weise sprach: ‚So sei es.‘

Der Tiger hatte Angst vor dem Jäger
Er bat den Weisen, ihn zu einem Jäger zu machen.
Der Weise sprach: ‚So sei es.‘

Auch ein Nein kann gut gemeint sein

Ein Spatz fragte einen am Ufer eines Flusses stehenden Baum, ob er sein Nest in seiner Krone bauen dürfe. Der Baum verweigerte dies. Enttäuscht flog der Spatz weiter und fragte den nächsten Baum. Dieser freute sich und sagte ja. Spatz und Spätzin zogen in dem Baum ihre Jungen auf.

Eines Tages begann es fürchterlich zu regnen. Der reißende Fluss stieg über die Ufer. Der Baum, der den Spatzen abgewiesen hatte, konnte der Strömung nicht widerstehen. Er wurde fortgeschwemmt. Das geschieht ihm recht, dachte der Spatz.

Doch der Baum rief ihm zu: ‚Ich bin alt, wusste, dass meine Wurzeln schwach sind. Damit ihr überlebt habe ich nein gesagt.‘

Alles hat seinen Sinn

Einem Gläubigen tat der Gott leid, der den ganzen Tag im Tempel stehen musste (als stehende Statue). Er bot Ihm an, sich für Ihn einen Tag ins Heiligtum zu stellen, damit Er Sich ausruhen könne. Der Gott nahm das Angebot an, gab jedoch folgenden Hinweis: ‚Du darfst dich nicht bewegen und du darfst nicht in das Geschehen eingreifen, denn du bist nun Gott.‘

Der Gläubige versprach, sich an diese Regeln zu halten und stellte sich auf den Platz der Statue.

Ein Reicher kam, spendete eine Rupie, der schwere Geldbeutel fiel ihm aus der Tasche.

Ein Armer kam, spendete einen Paisa und entschuldigte sich bei Gott, dass er nicht mehr habe. Da entdeckte er den Geldbeutel des Reichen, nahm ihn und freute sich über dieses Geschenk Gottes.

Ein Kapitän erschien, dessen Schiff am nahen Hafen ankerte, er bat Gott um Schutz.

In dem Moment kam der Reiche mit der Polizei zurück. Dem Kapitän wurde zur Last gelegt, er hätte den Geldbeutel genommen.

Nun konnte der Gläubige, der an der Stelle Gottes stand, nicht mehr an sich halten. Seine Stimme erklang: ‚Der Kapitän ist unschuldig, lasst ihn frei. Den Geldbeutel hat ein anderer genommen.‘

Als alle gegangen waren kam Gott und sprach zu dem Gläubigen: ‚Du hast dich nicht an Meine Anweisungen gehalten.

Der Reiche verdient sein Geld auf dem Schwarzmarkt, Ich wollte es dem Armen zukommen lassen.

Des Kapitäns Schiff wird im Sturm untergehen. Ich wollte, dass er es heute nicht betritt.

Ich wollte, dass der Reiche eine gute Tat vollbringt und den Kapitän retten.

Sei dir bitte im Klaren, Ich irre nie. Ich helfe oder helfe nicht, je nach Schicksal des Betreffenden. Egal ob Ich gebe oder nicht gebe, es ist stets Güte im Spiel.‘

Suresh und Yama

Suresh traf in der Stadt einen schwarzen Mann. Er kam mit ihm ins Gespräch und erzählte von sich. Als er auch etwas von seinem Gegenüber wissen wollte erfuhr er: ‚Frage nicht, sobald die Menschen wissen wer ich bin rennen sie in Panik davon.‘

Suresh blieb hartnäckig, da offenbarte der Fremde: ‚Ich bin Yama, der Herr des Todes. Niemand will mich in seinem Haus haben.‘

Suresh meinte gelassen: ‚Ich habe kein Problem, wenn du mich aufsuchst. Ich bitte dich nur, mir ein paar Tage vorher einen Brief zu schreiben.‘

Yama versprach dies und Suresh war überaus glücklich. Nun konnte er friedlich leben bis der Brief kam, danach alles ordnen und letztendlich mit Yama zufrieden die Welt verlassen.

Mit der Zeit wurde Sureshs Haar weiß. Das Augenlicht ließ nach. Zähne fielen aus. Das Gehen wurde beschwerlich.

Eines Tages stand Yama vor der Tür: ‚Es ist soweit, Suresh, komm mit mir.‘

Suresh geriet in Zorn: ‚Du bist ein Betrüger! Du hast mir versprochen, dein Kommen durch einen Brief zeitig vorher anzukündigen!‘

Yama lachte: ‚Mein Freund, ich schickte dir mehrere Briefe.

Beim ersten wurde dein Haar weiß. Doch anstatt nachzudenken färbtest du dein Haar.

Der zweite Brief ließ dich schlecht sehen. Doch anstatt nachzudenken kauftest du dir eine Brille.

Der dritte Brief ließ dir Zähne ausfallen. Doch anstatt nachzudenken gingst du zum Zahnarzt.

Der vierte Brief ließ deine Knochen schmerzen. Doch anstatt nachzudenken ließt du dir die Hüfte operieren.

Wie viele Briefe hätte ich dir noch schicken sollen?‘

Der Starke sorge für den Schwachen

Ein Holzfäller sah im Wald einen Fuchs, dessen Vorderläufe gebrochen waren. Traurig dachte er, warum lässt Gott diesen Fuchs so leiden? Ein Tiger, der eine Gazelle jagte, störte seine Gedanken. Der Holzfäller versteckte sich und schaute zu wie der Tiger die Gazelle aß und, als er satt war, einen Teil der Beute dem Fuchs brachte. Dieser stillte seinen Hunger.

Der Holzfäller jubelte, Gott sorgt für jeden! Von dem Tag an arbeitete er nicht mehr.

Als keine Nahrung kam ging er in den Tempel und klagte Gott an: ‚Was mache ich falsch? Warum lässt Du mich hungern?‘

Gott sprach: ‚Der Starke arbeite, ernähre sich und gebe dem Schwachen, der nicht arbeiten kann, einen Teil ab.‘

Der Holzfäller hatte verstanden und machte sich wieder an sein Tagwerk.

Das Zündholz

Ein Zündholz brachte eine Lampe zum Strahlen. Jeder erfreue sich an der Lampe.
Nur einer erfreute sich an dem Zündholz. Ich fragte ihn nach dem Grund.
Er sprach: ‚Ist nicht das was strahlen lässt erhabener, als das was strahlt?‘

Yama und das Schicksal

Indranis Papagei erkrankte schwer, der Tierarzt konnte sie nur noch darauf vorbereiten, dass sein Ende nah sei. Sie bat ihren Ehemann, Indra, inständig, das Tier zu retten. Indra nahm den Papagei und eilte zu Brahma. Brahma konnte nicht helfen, er sei nur der Schöpfer, meinte er. Gemeinsam suchten sie Vishnu auf. Vishnu war ebenfalls überfordert, er sei nur der Erhalter. Blieb noch Shiva. Ja, sagte dieser, er sei der Vernichter, doch der Tod der Wesen sei die Hoheit Yamas, des Herrn des Todes. So machten sie sich auf zu Yama. Yama saß in einem Raum, in dem verschiedene Schilder hingen. Wann immer ein Schild herunterfällt, dann bedeutet das den Tod eines Wesens. Schon löste sich ein Schild und fiel herab. Darauf stand geschrieben: Dieser Vogel stirbt, wenn Indra, Brahma, Vishnu und Shiva Yama aufsuchen.

* * *

Die Götter trafen sich bei Shiva auf dem Kailash. Der Adler Garuda, Vishnus Reittier, beobachtete, wie Yama sich nachdenklich das Kinn rieb, als er am Eingangstor einen kleinen Spatzen sitzen sah. Garuda ahnte, dass er dem Leben des Spatzen heute ein Ende setzen würde. Als Herr der Vögel fühlte er sich verpflichtet, dem Artgenossen zu helfen. Als Yama außer Sichtweite war nahm er den Vogel auf seine Flügel und flog weit, weit weg – über Berge und Täler – in den Dandaka Wald und setzte ihn auf einen Mango Baum. Dann eilte er zurück zum Kailash. Das Treffen war zu Ende, die Götter kamen heraus. Mit Genugtuung beobachtete Garuda Yama, der suchend um sich schaute. Vishnu sah ebenfalls, dass Yama nach etwas suchte und sprach ihn darauf an. Yama erklärte: ‚Vorhin sah ich hier einen Spatzen, der heute im Dandaka Wald auf einem Mango Baum von einer Schlange verschluckt werden sollte. Ich wunderte mich, was er hier, so weit vom Dandaka Wald entfernt, tat. Mir scheint, das Problem ist gelöst.‘ (Diese Geschichte ist von Ananth Iyer.)